KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Texte für ein kaputtes Jahrhundert

Die Umschlaggrafik zur Anthologie "Linkes Wort 2008" wurde freundlicherweise von Othmar Wundsam zur Verfügung gestellt.

Von Christoph Kepplinger (29.11.2008)

Heute einmal keine Tagespolitik, nichts über die legale Ausplünderung gesellschaftlichen Reichtums durch arme, notleidende Banken, nichts über die soziale Demagogie der wiedererstarkten Rechten und nichts über die Prolongierung des innenpolitischen Elends durch das grinsende Wachsfigurenka­binett der neuen Regierung.

Hier sitze ich über der noch im Jahr 2008 erscheinenden Anthologie zur im Sommer stattgefundenen Lesung des „Linken Worts“ und lektoriere. Mehr denn je liegt die Tugend der darin erscheinenden Texte im Zurückblicken, im Wiederaufrollen. Das Jahr 2008, und damit verbunden die historischen Markierungen des 20. Jahrhunderts auf der Acht: 1918 – 1938 – 1968, aber auch jene dazwischen. 25 Autorinnen und Autoren liefern hier einen Querfeldeinlauf durch die jüngste Menschheitsges­chichte, tauchen in Stichproben, Minutenschilde­rungen, in einen Zeitraum ein, der für die lebenden Generationen prägend, für die kommenden ein Lehrstück ist.

Jene, die im Heute stehen und denen es zum Rückblick auf das Selbstgelebte noch an Jahren fehlt, stehen vor einer „schlechten Alternative zwischen einem an die Verhältnisse angepassten Handeln, das kaum noch Spielräume hat, und einem revolutionär utopischen, ganz anderen, aber real chancenlosen Standpunkt“, so Diedrich Diederichsen, der den oft beschworenen Kult der Potenzialität als einen Verbündeten des Nach-Hause-Kommens beschreibt und den klassisch-utopischen Modellen jenen selben dialektischen Gedanken attestiert, wie er dem bürgerlichen Entwicklungsroman eigen ist: wegzugehen, um wieder anzukommen.

Freilich, vom Ankommen an definierten Zielen schreiben in der vorliegenden Anthologie im Jahr 2008 die wenigsten, die Enden scheinen offen, die Wege verlieren sich: von der „Kultur der Ausverkauften“ schreibt hier die 18-jährige Yasmine Hafedh und endet in Fragen, die „Vergangenheit ein Traum“ und die „Zukunft ein Wunsch“, heißt es bei Peter Clar, und übrig bleibt das Hier und Jetzt, mit den einstigen Verheißungen von 68ern hier und New Economy dort rechnet Eugen Bartmer schonungslos ab und zwischen den Zähnen stößt Rolf Schwendter am Ende einer Kaskade des Jahrhundert-Unglücks hervor: „Trotzdem!“

Die Anthologie bietet Einblick in ein Bild von Zerstörungen, gescheiterten Revolutionen, Kriegen, der Ausweglosigkeit des Gegenwärtigen 2008 und den zaghaften Hoffnungen neben allen Katastrophen. „Eine andere Welt ist möglich“, lautet ein Slogan von Attac, aber wir, die wir uns als Linke begreifen, sollten, wenn wir über die Welt reden und die kapitalistische Ordnung meinen: „Ich will diese Welt hier, und ich will sie, so wie sie sich mir bietet, kaputt machen.“ Das ist die Anti-Tagespolitik zum Tag. Und sei es in Texten und Worten.

Im Dezember erhältlich: Gutsch, Roman / Kepplinger, Christoph (Hg.): Linkes Wort am Volksstimmefest 2008. Aus dem Bilanzbuch des 20. Jahrhunderts. Wien: Globus Verlag 2008.

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