POSITIONEN & THEMEN
Von Josef Stingl (24.11.2009)
So schimpfen sie zwar richtigerweise über die Auswirkungen der neoliberalisierten, globalen, kapitalistischen Taschengriffpolitik, um im gleichen Atemzug ihre gebrandmarkte Staatsmacht aufzurufen, mit jenen, die sich gegen diese kapitalistischen Wahnsinn offen zu wehren beginnen, auf(weg)zuräumen.
Die Mittel für Bildung werden knapp gehalten. Die immensen Mittel, die Österreich für die Rettung der Banken ausgegeben hat, machen deutlich, dass hinter der finanziellen Aushungerung unseres Bildungssystems und der Universitäten etwas anderes als nationale Geldknappheit zu vermuten ist. Alle Bildungseinrichtungen werden immer stärker der Logik des Kapitalmarktes unterworfen. Mit dem Ruf nach Sponsoren Marke USA ergibt der folgende Schritt in diesem Trauerspiel logischerweise die ökonomische Abhängigkeit, und damit eine sichtbare Unterordnung unseres Bildungswesens unter die „Fittiche“ westlicher Kapital- und Profitinteressen.
Anzumerken wären dabei die Hauptmerkmale der Argumentationsstrategie, der in der Öffentlichkeit vertretenen neoliberalen Kampftruppe:
Geistige Interessen jeglicher Art sollen abqualifiziert und diffamiert werden, damit jedes Studium bedeutungsgleich einer Berufsausbildung wird. Selbst dabei aber sind die aktuellen Berufschancen der Einzelnen nur zweitrangig. Lernen, Studieren, Forschen sollen Tätigkeiten werden, deren Nützlichkeit im Blickwinkel der so genannten „Konkurrenzfähigkeit“ steht, und ihre Erfüllung in der Erweiterung des „Ersatzheeres am Arbeitsmarkt“ für die Wirtschaft finden.
Übrigens, dies haben auch einige Rektoren erkannt und sehen die Proteste dem Wohl der Universität dienend, da sie eine breitere Bildungsdebatte bewirken. Rektor Töchterle beispielsweise, diskutierte an der Universität Innsbruck mit den Studierenden im besetzten Hörsaal und nannte die Veranstaltung eine „Universität im besten Sinne“.
Die Mitglieder der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Innsbruck meinen wiederum, dass sich die „Institution Universität“ seit Jahren in einer ernsten Krise befindet und sie daher nachdrücklich begrüßt, dass durch die Proteste der Studierenden diese Krise zu Bewusstsein gebracht wird und eine politische Auseinandersetzung in Gang kommt: „Es gilt diese Krise zu nutzen. Erstens, um notwendige Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen [ ] zu formulieren. Zweitens geht die durch die Proteste der Studierenden öffentlich gewordene Krise mit der Chance zur Selbstkritik einher. Die Fakultät für Bildungswissenschaften versteht den Protest der Studierenden als legitime Aufforderung, kritisch auf die schwierigen Verhältnisse aufmerksam zu machen, unter denen in weiten Teilen der Universität gelehrt und gelernt, geforscht und gearbeitet wird, sowie als Aufruf, Alternativen zu entwerfen und einzufordern. [ ]“