POSITIONEN & THEMEN
Von Claudia Krieglsteiner (16.1.2009)
In der großen Welt wird gerade auf Kosten von tausenden frierenden Menschen darüber gestritten, wer wem um wie viel Geld Gas verkaufen und liefern darf. In zwei Ländern, die sich vor 20 Jahren noch sozialistische Bruderländer nannten, wird von einflussreichen Cliquen auf unfeine Weise das Verhältnis ausgetragen, in dem die einen von der Tatsache profitieren, dass in ihrem Land Erdgas vorkommt und die anderen, von dem Umstand, dass für die Lieferung des Gases an die Verbrauchsstellen Pipelines durch ihr Land notwendig sind. Die Russen(innen) und die Ukrainer(innen) von denen zur Zeit in allen Medien so viel zu lesen ist, haben mit dieser Auseinandersetzung eigentlich nichts zu tun.
Mich würde ja interessieren, was der Herr Schröder in den letzten Woche so gemacht hat. Soweit man weiß arbeitet er ja für Gasprom. Was ihm offensichtlich nicht gelungen ist, ist bei seinem Arbeitsgeber den Europagedanken, der ihm früher so wichtig war, ein wenig zu verankern.
Vor allem im Interesse der Bevölkerungen der EU-Mitgliedsländer Rumänien, Bulgarien, Tschechische Republik und Slowakei, die zum Teil seit Wochen ohne Heiz- und/oder Kochmöglichkeiten leben müssen, sollte man von der Europäische Union erwarten können, dass sie mit dem nötigen Nachdruck auf die Einhaltung der bisher wirksamen Verträge beider Streitparteien achtet. Und zumindest bis zur Beilegung der Auseinandersetzung die geforderte Aufzahlung finanziert. Aber wenn es um frierende Menschen geht, sitzen Euro, Rubel und Dollar halt nicht so locker, wie wenn es um ins Schwitzen geratene Bankmanager geht.
In der kleinen Welt waren im Jänner 09 in 2000 Wiener Haushalten Gas und Strom abgedreht. Das bedeutet nicht nur keine Heizung zu haben, sondern auch kein warmes Wasser, in der Regel keine Kochmöglichkeit, kein Licht und auch keinen Kühlschrank.
Die KundInnen konnten die Rechnungen nicht bezahlen und dann wird ohne Ansehen der persönlichen Verhältnisse eben die Lieferung eingestellt. So ist das in der Marktwirtschaft. Das Unternehmen Wien Energie ist nämlich zwar im 100% Eigentum der Stadt Wien, hat sich aber ganz nach neoliberaler Philosophie ausschließlich kapitalistischer Profitlogik gemäß zu verhalten. Die ist insbesondere aber zur Zeit allerdings nicht besonders logisch. Auch Unternehmen im Eigentum der Stadt Wien haben nicht nur Geschäfte zum Beispiel mit Energie gemacht, sondern spekuliert, soll heißen verspekuliert. In einer Aussendung eines grünen Landtagsabgeordneten ist von 100 Millionen Euro die Rede, die versenkt worden sein sollen.
Ob also in der Großen oder in der Kleinen Welt: Die Leute frieren, obwohl Gas und Strom ausreichend vorhanden ist. Da muss doch was zu ändern sein?