KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Geht’s gut?

foto: geo-reisecommunity.de

Von Bärbel Danneberg (16.12.2009)

Na, da haben wir’s: „Die Österreicher liegen in Sachen Kaufkraft in der europäischen Spitzengruppe und lassen Nachbarländer wie Deutschland und Italien hinter sich“, meldet orf.at.

Dass die Nachricht männliche Kaufkraft formuliert, ist zwar sicher nicht dem gendergerechten ORF-Sprech geschuldet, trifft aber ausnahmsweise den Punkt. Frauen kann mann im Schnitt sicher nicht zu den Kaufkräftigsten im EU-Ranking zählen.

„Pro Kopf gerechnet und auf das Preisniveau bezogen, sind die Österreicher um 23 bzw. 14 Prozent kaufkräftiger als der Durchschnitt aller Bürger der EU bzw. der Eurozone“, zitiert der ORF eine Eurostat-Studie aus dem letzten Jahr. Da können wir ja nun wirklich beruhigt in die Zukunft schauen, die uns, ohne hellseherische Fähigkeiten zu besitzen, den größten Brocken an Belastungen aufbürden wird, um das Finanzdesaster nach unten zu verlagern. Schließlich wollen die Banken nicht nur in Kärnten bedient werden. Wenn es uns nun kaufkraftmäßig so gut geht, wie die frohe ORF-Botschaft verkündet, kann ja kräftig zugelangt werden bei den Massenbelastungen. Und das mit der „neuen Armut“ wird dann ja wohl auch nur ein herzensrührender Schmäh sein. Wie sonst könnten „die Österreicher“ diese kaufkraftmäßige Spitzenleistung erbringen und mit einem Index von 123 hinter Luxemburg (276), Irland (135) und den Niederlanden (134) als wohlbetuchte KonsumentInnen an vierter Stelle landen?

Aber vielleicht ist ja alles ganz anders. Vielleicht verdienen manche EU-Bürger, z. B. Banker, Manager mit ihren himmelschreienden Boni, Politiker – und hier muss tatsächlich die männliche Sprechweise bemüht werden – so schweineviel Geld, dass sie den kaufkräftigen Durchschnittswert heben? Bei 253.400 Euro Jahresbruttogehalt für die 16 ORF-Direktoren lässt sich der kaufkräftige Schnitt schon etwas nach oben heben. Oder: In 23 Unternehmen mit Bundesbeteiligung haben 2008 die Mitglieder des Vorstandes mehr als der Bundeskanzler (283.200 Euro) verdient, und mit 840.000 Euro Jahresgage für den Verbund-Vorstand lässt sich statistisch die Kaufkraft auch etwas nach oben frisieren. Das alles wäre dann ja wohl eine gute Tat der Reichen zum Wohl der EU-weiten Gesamtstatistik.

Den (inklusive Schulungsmaßnahmen) über 300.000 Arbeit­slosen, den über eine Million Armutsgefährdeten, den akut Armen, den Obdachlosen, den MigrantInnen, der Alleinerzieherin oder den Mindestrentnerinnen in diesem Land wird die statistische Rechenmaschine der EU kein warmes Zimmer, kein leckeres Weihnachtsessen oder die nötige Winterkleidung gegen die politische Eiszeit bescheren. Ihnen und allen, die zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig haben, wünsche ich ein Grundeinkommen – bedingungslos und sofort.

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