POSITIONEN & THEMEN
Von Roman Gutsch (1.11.2009)
Neben der Kategorie Bildung (weltweit Platz 78) schnitt Österreich vor allem in der Kategorie wirtschaftliche Teilnahme (Platz 103) bei der erwähnten Studie, die den Grad der Ungleichstellung der Geschlechter erhebt, schlecht ab. Obwohl die Gewerkschaften offiziell das Ziel verfolgen, die Lohnschere zu schließen, darf diese Zielformulierung nicht blind dafür machen, dass die Gewerkschaften am Status quo der geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede Mitschuld haben. Die männliche Dominanz in den Gewerkschaften fand und findet in der Lohnpolitik ihren Niederschlag. Und dann gibt es noch Spitzenfunktionäre wie den Vorsitzenden der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG), Ing. Christian Meidlinger, die lieber Rücksicht auf ihre Partei nehmen, statt Partei für Arbeitnehmerinnen, die mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen fordern, zu ergreifen.
Auf einer Informationsveranstaltung der FSG zum Thema Wiener Kindergärten erklärte Christian Meidlinger, der auch SPÖ-Mandatar im Wiener Landtag und Gemeinderat ist, den anwesenden Pädagoginnen, die ihm fragten, warum die FSG bei den jüngsten Protesten (Kindergartenaufstand) so zurückhaltend war und er nicht persönlich eine Stellungnahme abgab, dass er keinen Pressetext herausgab, weil Journalisten von ihm keine Meldung drucken, wenn er nicht zumindest den Kopf von Häupl fordert (Zitat nach einer Mitschrift).
Was als Medienkritik gedacht war, ist nichts anderes als eine politische Bankrotterklärung. Der Vorsitzende der GdG gibt zu, die Forderungen protestierender Kindergartenpädagoginnen öffentlich nicht bzw. nur halbherzig zu unterstützen, weil er meint, mit seinem politischen Gewicht nur dann von JournalistInnen wahr- und ernst genommen zu werden, wenn er harsch die Konfrontation mit seiner Partei wagt. Ein Wagnis, das er offenbar nicht bereit ist, einzugehen für jene, die er vertritt. Da macht er sich lieber klein, kleiner als er ist. Das jüdische Sprichwort: Mach dich nicht so klein, so groß bist du nicht, steht wohl nicht in seinem Gewerkschaftskalender. In diesen hat er aber, so darf angenommen werden, die in Aussicht gestellte Verhandlung mit StadtpolitikerInnen, zu denen er ja selbst zählt und deren Parteifreund er ist, über eine Veränderung in der Gehaltsstruktur eingetragen. Die Pädagoginnen fordern allerdings 40% mehr Gehalt und nicht nur höhere Einstiegsgehälter bei flacherem Einkommensverlauf. Vielleicht sollte er nicht den Rücktritt von Bürgermeister Häupl, sondern seinen eigenen fordern, um von den Medien Aufmerksamkeit zu erhalten.