KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Unpolitische Arbeitswelt?

Von Walter Baier (25.9.2009)

Nicht nur die Einkommensverteilung zwischen Lohnarbeit und Kapital, auch die Machtverhältnisse in den Betrieben sind aus dem Lot geraten.

Der Skandal um die Speicherung der Krankenstandsdaten von Beschäftigten bei den ÖBB und die kürzlich durch einen Zufall aufgedeckte Bespitzelung von ArbeiterInnen und Angestellten bei Magna in Graz stellen offensichtlich nur die Spitze eines Eisbergs dar. Sie haben zudem eines gemeinsam: Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, die selbst in kritischen Debatten nicht wahrgenommen wird. Nicht allein die Verteilung der Einkommen zwischen Lohnarbeit und Kapital ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus dem Lot geraten, sondern auch die Machtverhältnisse, und nicht allein in der Gesellschaft im Allgemeinen, sondern in den Betrieben und Dienststellen.

In der durch die neue Technik revolutionierten Arbeitswelt herrscht offensichtlich die Angst. Daher, so der Vorsitzende der Eisenbahnerge­werkschaft in einer Fernsehdiskussion, gingen auch die Krankenstände zurück.Nicht, weil das Gesundheitssystem so gut wäre wäre, sondern weil der Druck auf die Beschäftigten so groß ist. Man überlegt es sich inzwischen zweimal, ob man wegen einer, wie man annimt, vorüber gehenden Krankheit daheimbleibt. Und dieser Druck wird im Zeichen der steigenden Arbeitslosigkeit und der kapitalistischen Krise weiter zunehmen.

Eine bislang weitgehend unhinterfragte Behauptung wird dadurch widerlegt. Die Beziehungen zwischen Management und Beschäftigten in den Betrieben sind eben keineswegs rein sachlicher Art, sondern sie werden durch Macht und strukturelle Gewalt definiert. Während sich Manager auch noch ihre Pleiten durch Bonuszahlungen in Millionenhöhe versilbern lassen, zahlen die Beschäftigten die Rechnung. Der Leistungsdruck auf die Arbeiter und Angestellten steigt an. Wer zurückfällt, wer krank wird, wer sich neue Qualifikationen nicht in kürzester Zeit anzueignen vermag, oder wer nicht flexibel, das heißt stets und auf Abruf zur Verfügung steht, der riskiert Job und Einkommen. Menschenwürde ist eben keine wirtschaftliche Kategorie.

Aus der schon einmal vorhandenen Erkenntis heraus, dass die Beziehungen in der Arbeitswelt die durch das Eigentum und Geld definierten Machtverhältnisse widerspiegeln, wurden die Gewerkschaften geründet. Ihre Aufgabe wäre es, ein Gegengewicht zu dieser Macht zu bilden.

Heute allerdings scheint weithin akzeptiert, dass die Arbeitswelt einen politikfreien Raum bildet. Zum Schaden der abhängig Beschäftigten regiert daher in ihr ausschließlich das Recht der wirtschaftlich Stärkeren. JedeR kann sich ein Bild davon machen, in welchem Ausmaß die heutigen Gewerkschaften ihrer Schutzfunktion gerecht werden, oder besser gesagt nicht gerecht werden. Die allgemeine Enttäuschung ist daher berechtigt. Mit diesen Gewerkschaften geht es nicht, sagen viele. Doch ohne sie wird es auch nicht gehen, der Entdemokratisierung und Entmenschlichung der Arbeitswelt entgegen zu treten. Änderung ist also angesagt.

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