KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Irrsinnig

Schöne neue Stahlwelt – beim genauen hinsehen blättert der Glanz schnell ab. (Foto: voestalpine AG)

Von Manfred Bauer (4.2.2010)

Die Voest feiert auf dem Boulevard ihr "Solidaritätsprämienmodell" als Geheimwaffe gegen die Arbeitslosigkeit ab.

Dieses Modell, im Jargon der neoliberalen PR gleichermaßen salopp wie euphemistisch „Soli-Modell“ (Kurier, 2. Februar 2010) genannt, sieht eine Arbeitszeitver­kürzung um durchschnittlich zehn Prozent bei weitgehendem Lohnausgleich vor.

Was auf den ersten Blick wie eine vernünftige, gleichwohl längst fällige arbeitsmarktpo­litische Maßnahme aussieht, erweist sich bei näherer Betrachtung als überdimensionale Nebelgranate. Zumal dieses neue Schichtmodell nichts weniger als eine Form der Fortsetzung bisheriger Kurzarbeit ist: Im Vorjahr wurden nämlich bei der Voest 3.700 Beschäftigte, zumeist LeiharbeiterInnen, abgebaut, und die verbleibenden 10.000 Mitarbe­iterInnen in Kurzarbeit geschickt. Ihr aliquoter Lohnverlust wurde und wird durch eine AMS-Förderung teilkompensiert, doch selbst dies lediglich für die Dauer von zwei Jahren. Ab dann sind die Beschäftigten mit einem realen Lohnverlust konfrontiert, denn das neue Modell ist laut Voest „auf Dauer angelegt“.

Vorstands-Boss Wolfgang Eder bejubelt im „Kurier“, dieses angebliche „Soli-Modell“ als „Ausdruck eines Wertewandels“ und frohlockt, das „es nicht mehr ums Geld“ gehe. Freilich: Ihm geht’s nicht ums Geld der Beschäftigten, seine Solidarität gilt vielmehr der fetten Dividende der Aktionäre. Denn schuftende ArbeiterInnen, glühende Hochöfen und ein Arbeitsmarktser­vice, das dem Unternehmen den Lohnausfall brennt, garantieren, dass die Aktionäre kräftig abcashen – so viel zum Wertewandel!

Ach ja, dieser Wandel wäre nur halb so viel wert, müsste er der Unterstützung durch die Gewerkschaftsspitze entsagen. Also wird er auch vom Chef der Produktionsge­werkschaft pro.ge, weiland Metallergewer­kschaft, Rainer Wimmer mitgetragen. Er hält laut „Kurier“ die Kurzarbeit der Marke Voest für ein „irrsinnig vernünftiges Modell“.

Die grundvernünftige Forderung, der explodierenden Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig ständig wachsender Produktivität mit der Einführung der 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich (ohne AMS–Subvention) zu begegnen, hält er vermutlich auch für „irrsinnig“.

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