POSITIONEN & THEMEN
Von Bärbel Mende-Danneberg (24.4.2010)
Im Zuge des Wahlkampfes der FPÖ und angesprochen auf ihre (mit einem Kniefall vor dem Herausgeber der Kronen-Zeitung Hans Dichand schmallippig zurückgenommene) Leugnung des Holocaust meinte sie, ihr mangelhaftes geschichtliches Wissen habe sie in der Schulzeit erworben. Die Wissensvermittlung endete damals beim Ersten Weltkrieg. Nun mag das als ein Armutszeugnis für unser Schulsystem gelten. Doch was Frau Rosenkranz dezent verschweigt: Sie hat, wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren ist, an der Uni Wien Geschichte studiert (u.a. bei Prof. Häusler Neue Geschichte). Das war die Zeit, als sie ihre Tochter Hedda bekam und Mitbegründerin der ÖH-Krabbelgruppe Zwergerlgarten war. Das Zwergerlwissen von Frau Rosenkranz bezüglich der jüngeren Geschichte muss somit als bewusste Täuschung gesehen werden.
H.C. Strache mag die Aufstellung von Barbara Rosenkranz als Präsidentschaftskandidatin zu spät als kontraproduktiv für seine FPÖ gewertet haben. Er ließ die brave Mutter und prinzipienfeste Gegnerin des Feminismus bei der FPÖ-Auftaktkundgebung in St. Pölten im Regen stehen. Womit wieder einmal die Rolle von Frauen als Staffage für machtgeile Politiker entlarvt wird. Doch Mitleid ist fehl am Platz. Rosenkranz hat die Schule der Lügen (Buchtitel von Wolfram Fleischhauer über den aufkommenden Nationalsozialismus in den 20er Jahren) erfolgreich absolviert: Sie macht sich für die Aufhebung des NS-Verbotsgesetzes stark, das die Wiederbetätigung von NS, NSDAP, SA, SS und allen sonstigen nazistischen Organisationen sowie die Leugnung und Verharmlosung der nazistischen Vergangenheit, insbesondere des Holocaust, unter Strafe stellt. Und bis heute hat sie sich nicht distanziert von den rechtsradikalen Ansichten und Betätigungen ihres Mannes Horst-Jakob Rosenkranz.
Ohne Mut keine Werte dieses Wahlkampfplakat von Barbara Rosenkranz wurde durch ein klitzekleines Zeichen ins Gegenteil verkehrt: Ohne Mut UND keine Werte. So ist es. Diese feine Ergänzung, mit Filzstift von der Zivilgesellschaft dazu gemalt, zeigt, dass doch nicht alles gefressen wird, was in den reaktionären Küchen zusammengebraut wird. Somit bleibt zu hoffen, dass dennoch viele von ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch machen, auch wenn es keine wirklich erfreuliche Alternative gibt (der dritte Kandidat, ein christlich-greiser Abtreibungsgegner, passt wohl eher ins Kuriositätenkabinett als in die Hofburg). Denn Weiß wählen wird sich die ÖVP zurechnen, die sich feige vor der Verantwortung gedrückt hat; und nicht zur Wahl gehen wird sich die FPÖ auf ihre reaktionären Fahnen heften, die mit der Politikmüdigkeit vor allem der Jugend rechnet.
Wie sagte Kreisky doch? Das alles ist sehr unerfreulich. Oder war das wer anderer?