KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Wie wird Fekter das toppen?

Von Walter Baier (1.12.2010)

„Nach oben buckeln, und nach unten treten!“ Treffender lässt sich das Ergebnis der eidgenössischen Volksabstimmungen vom Wochenende nicht kennzeichnen.

In einem Aufwaschen wurde die Einführung einer Reichensteuer abgelehnt gleichzeitig aber beschlossen, AsylantInnnen, automatisch abzuschieben, wenn sie sich solcher „Kapitalverbrechen“ wie illegales Arbeiten oder unberechtigtem Bezug von Sozialleistungen schuldig machen. Gäbe es sie nicht, man müsste die Schweiz als österreichischer Patriot erfinden, beweist sie uns doch regelmäßig, dass wir zumindest nicht der allergrößten Ungustl-Nation in Europa angehören.

„Doch halt, noch eh’ Ihr triumphiert …“ Ganz so einfach ist die Sache gar nicht: Dass 53 Prozent des schweizerischen Wahlvolkes für die unsägliche „Ausschaffungsi­nititiative“ der Blocher-Partei gestimmt haben, bedeutet auch, dass immerhin 47 Prozent dagegen waren. Es gibt sie also, die anderen Schweizer und Schweizerinnen, und nicht in knapper Zahl. Und Hand aufs’ Herz, wir Patrioten, sind wir uns wirklich sicher, dass bei ähnlich gelagerter Abstimmung hierzulande die Rate dokumentierter Mitmenschlichkeit und Anständigkeit genauso hoch wie beim Nachbarn ausfiele?

Ich gebe zu, mein Bild von der Schweiz wurde bereits in meiner Kindheit durch eine traurige aber, wie ich später lernte, typische Geschichte geprägt. Am 16. November 1942 verstarb, so wusste mein aus Dachau zurückgekehrter Vater zu erzählen, der altösterreichische Tenor, jüdischer Abstammung, Joseph „Jossele“ Schmidt, ein Weltstar seiner Zeit („Ein Lied geht um die Welt“). Schmidt war nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus Deutschland vertrieben worden, und 1938 musste er auch aus Österreich fliehen. Als „deutscher Jude“ wurde er in Südfrankreich interniert, von wo ihm im September 1942 die Flucht über die Schweizer Grenze gelungen war. Geschwächt brach er aber auf offener Straße in Zürich zusammen und wurde – da Juden in der Schweiz nicht als politische Flüchtlinge anerkannt waren – neuerlich interniert. Er erkrankte. Im Kantonsspital Zürich ignorierte man seine wiederholte Klage über heftige Herzbeschwerden, entließ ihn als „geheilt“ und schickte ihn am 14. November zurück ins Lager. Zwei Tage später verstarb der berühmte Sänger an Herzversagen. Eine bescheidene Gedenktafel erinnert heute an ihn und seine „Ausschaffung“.

Fast auf den Tag genau, 68 Jahre später nun also dieser Volksentscheid. List der Geschichte? Besorgt fragt sich der österreichische Patriot: Wie wird Frau Fekter das noch toppen?

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