KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Alles Tachinierer?

Von Bärbel Danneberg (31.3.2012)

Eine hohe weibliche Betroffenheit bei psychischen Erkrankungen widerspiegelt den Frauenalltag.

Arbeit macht krank. Keine Arbeit zu haben, macht krank. Als sich der 56jährige arbeitslose Oststeirer vor ein paar Tagen absichtlich den linken Fuß abgesägt hat, ging ein kurzes Schaudern durch die Medien. Der Mann sollte sich einem Arbeitsfähigkeits-Check stellen. Durch die Amputation wollte er sich dieser Kontrolle entziehen, und zwar nachhaltig: Er verbrannte den abgesägten Fuß, sodass dieser auch nicht wieder angenäht werden konnte. Der Mann sei ja psychisch krank, hieß es achselzuckend, er befand sich doch bereits in psychosozialer Betreuung.

Nur psychisch krank – also nicht wirklich krank? Alles Tachinierer? Psychische Erkrankungen sind in Österreich auf dem Vormarsch. Dieser Tage wurden alarmierende Zahlen vom Hauptverband der Sozialversiche­rungsträger bekannt: Die Zahl der psychischen Erkrankungen je 1.000 Beschäftigte stieg im Vorjahr von 16,7 auf 21,3. Schon jeder 16. Krankenstan­dstag ist auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen. 38,7 Millionen Krankenstandstage, davon 2,4 Millionen Fehltage wurden im Vorjahr wegen psychischer Probleme registriert. 56.525 Beschäftigte gingen im vergangenen Jahr wegen Alkoholproblemen, Depressionen oder Burn-Out in den Krankenstand. Besonders alarmierend: 40.856 Personen von ihnen waren weiblich.

Diese hohe weibliche Betroffenheit bei psychischen Erkrankungen widerspiegelt den Frauenalltag. Burn-Out oder Depressionen, worunter besonders Frauen leiden, sind die Folge von familiärer Belastung, etwa durch Pflegedienste, aber auch von „unternehmenskul­turellen Faktoren“ wie vergiftetes Betriebsklima, Leistungsdruck, ständige Verfügbarkeit etwa bei den Handelsangeste­llten, die Vermischung von Privat- und Berufsleben bei ständiger Rufbereitschaft und krisenbedingt eine allgemeine Angst um den Arbeitsplatz.

Alice Kundtner von der Arbeiterkammer verweist auf fehlende Untersuchungen und Statistiken darüber, welchen Einfluss die Arbeitsbedingungen auf psychische Erkrankungen haben. Eine diesbezügliche Studie des WIFO ist in Vorbereitung. Die AK-Expertin und Harald Schmadlbauer von der Oberösterreichis­chen Gebietskrankenkasse gehen von einer hohen Dunkelziffer bei psychischen Erkrankungen aus. Bereits ein Drittel der Frühpensionierungen wegen Berufsunfähigkeit bzw. Invalidität werden wegen psychischer Probleme genehmigt.

Aktuelles:


KPÖ Oberösterreich: Jetzt Unterstützungserklärung unterschreiben!
(14.7.2021)

...mehr


Die Europäische Linke fordert einmal mehr das Ende der Blockade gegen Kuba
(13.7.2021)

...mehr


Die neue Juli Volksstimme 2021 ist da!
(13.7.2021)

...mehr


KPÖ Graz: Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Graz
(10.7.2021)

...mehr


38. Parteitag der KPÖ: In der ältesten Partei Österreichs übernehmen Junge das Ruder
(21.6.2021)

...mehr

Volksstimme - Politik & Kultur - Zwischenrufe links