KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

"Du sollst nicht" bedeutet "Du darfst"?

Von Josef Stingl (19.4.2012)

Die beschämenden FPÖ-Plakate mit der Aufschrift „Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe“ waren der negative Höhepunkt bei der Innsbrucker Gemeinde- u.BürgermeisterIn-Wahl! Die Plakate wurden nach internationalem Aufsehen in einer Nacht-und Nebel-Aktion stillschweigend wieder entfernt. Doch gleichzeitig wurden diese Vorurteile in Form einer Hetzkampagne gegen alle Marokkaner „als Betreiber einer kriminellen und gewaltbereiten Drogenszene“ uneingeschränkt fortgesetzt! Mit Erfolg: Der rechte Rand wurde sichtlich stärker! Und eine Platzgummer-Liste (ÖVP), die sich zu solchen Inhalten keineswegs distanzierte, ging gar triumphierend als Sieger dieses schmierigen Wortgefechts vom Platz!

Ein Betroffener dieser Drogenszene dürfte offensichtlich der oberste Tiroler Wirtschaftskämmerer Jürgen Bodenseer (alias „Der Rabe“) sein! Im Wahlkampf war er u.a. so verwirrt, dass er sich sowohl als Platzgummers, aber auch als Oppitz-Plörers Unterstützungsko­mitee vermeinte. Nach der Wahl stieg dieser Rauschzustand offensichtlich so intensiv, dass er sogar als grenzinfantiler Verfechter einer Todesstrafe auftritt. Seinen Aufruf zu „Galgen-Justiz“ versucht er, ganz im Sinne der braun-stinkenden Atmosphäre mit pseudo-christlicher Moral zu belegen, indem er mit „bodenseer'scher“ Wortinterpretation den alt-hebräischen Text des Dekalogs, spezifisch der „Zehn Gebote“ umdeutete: „Du sollst nicht!“ hieße ab nun gemäß Bodenseer: „Du darfst!“…

Im Klartext: Da es nur heißt „Du sollst nicht“ lässt sich für ihn davon ein „Du darfst“ ableiten, denn sonst müsste es ja im Text „Du darfst nicht“, und nicht nur „Du sollst nicht“ heißen… – in diesem Falle: Töten!

Aber immerhin wird durch diesen pseudointellek­tuellen Schmarr'n so einiges deutlich:

  1. Leute, die Religion instrumentali­sieren, ohne sie überhaupt ansatzweise zu kennen, gibt es nicht nur im „Islam“, sondern auch in unserer vermeintlich „christlichen“ Kultur!
  2. Dass der Begriff „Rachejustiz“ noch nicht unter die Hirnrinde einiger geistig minderbemittelter Landsleute in Form einer reflektierenden Kritik durchgedrungen ist!
  3. Dass im Zuge dessen „natürlich“ auch der, aus dem Dekalog und der neu-testamentarischen Aussage erwirkte Zivilisationspro­zess unserer Kultur, in Form einer Anerkennung der Existenzberechti­gung jedes Individuums noch keinen überall gültigen Anklang fand! href=‚http://­de.wikipedia.or­g/wiki/Zehn_Ge­bote‘ target=‚_blan­k‘>de.wikipedi­a.org/wiki/Zeh­n_Gebote
  4. Ja, und da gibt's noch das siebte Gebot: „Du sollst nicht stehlen“, zu dem der offizielle Kirchenlehrer Thomas v. Aquin sagte, dass „auch die Abgeltung von Arbeitsaufwendung ein Akt der Gerechtigkeit“ sei… href=‚http://­books.google.at/bo­oks?id=pxbI8hG­5mtUC&pg=PA13&lpg=PA13&d­q=Reichtum:+si­ebtes+Gebot&sou­rce=bl&ots=zpM9EQp-Ls&sig=cHwxu2­H7hdIO7DK_HBCJCZg­FV7‘ target=‚_blan­k‘>Vergleiche hi­er

Bertolt Brecht meinte: „Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich!“ Daher noch ein paar unschuldige Fragen an sie, Herr Bodenseer:

Unbestritten ist, dass in Österreich Armut – immer öfter trotz Arbeit (!!!) – stark ansteigend ist. Dürfen nach ihrer Interpretation die Reichen den Armen die Existenz rauben und sie so – zumindest wirtschaftlich – ruinieren, also „töten“?

Unbestritten ist, dass seit Jahren die Reallöhne stagnieren bzw. sogar sinken, während die Produktivität wächst und damit die Gewinne steigen. Und warum weigern sie sich so standhaft, wenigstens einen annähernden Ausgleich z.B. durch Arbeitszeitver­kürzung mit Lohnausgleich zu schaffen? Dürfen nach ihrer Auslegung des „zehnten Gebots“ ( =Du sollst nicht Begehren des Nächsten Gut!) UnternehmerInnen ihren Beschäftigen ihren gerechten Anteil vorenthalten?

Unbestritten ist, dass immer mehr Menschen in prekären Arbeitsverhältnis­sen und ohne jegliche Sozialversicherung tätig sein müssen! Warum verweigern sie die Zusage, dass alle Arbeitsverhältnisse der Sozialversicherung unterworfen sein müssen? Darf ihrer Auffassung von „Christlichkeit“ nach der Besitzstand Menschen die Existenzberechti­gung entziehen, wenn ihnen sogar das Recht auf soziale Sicherheit gestohlen wird?


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