KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Frau Landesrätin, lernen Sie Geschichte!

Frau Landesrätin, lernen Sie Geschichte!

Von Rosmarie Thüminger (30.9.2010)

Die Erklärung von Patrizia Zoller-Frischauf , sie werde jenen Vereinen, die sich für Lesben engagieren, auch im kommenden Jahr kein Geld zukommen lassen, zeigt erneut ihr völlige Unwissenheit und ihre erschreckende Ignoranz.

Göttin schert sich nicht um die ÖVP und schenkt manchen Mädchen und Frauen, wie auch Burschen und Männern, die Sehnsucht nach Sinnlichkeit mit Menschen des eigenen Geschlechts. Neben den härter werdenden Lebensbedingungen ist es auch die Unwissenheit, die sie verwirrt und der gesellschaftliche Druck, der sie als AußenseiterInnen brandmarkt und in der Folge depressiv, ja sogar psychisch krank werden lässt. Aufklärung ist gefragt, und wenn die Politik die hiezu nötigen Strukturen nicht schafft, so sollte sie wenigsten froh sein um Unterstützung von lesbischer Seite.

Stattdessen setzt Patrizia Zoller-Frischauf ihre diskriminierenden Maßnahmen fort, ignoriert die Kritik des Rechnungshofes, der die vorjährige vollkommene Streichung der Subvention als „Willkürakt“ bezeichnetet und begründet ihre Maßnahme mit antihomosexuellen Aussage, wie „Lesben seien eine Randgruppe“. Sie verletzt damit auch das Antidiskrimini­erungsgesetz aus dem Jahr 2005, das auf eine Initiative der EU zurückgeht und Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts, der Religion, Ethnie, Behinderung und ausdrücklich sexueller Orientierung untersagt.

Auch hat sich das Land Tirol selbst zur Frauenförderung verpflichtet, schließlich gibt es eine verbindlicher Regelung aufgrund der Österreichischen Verfassung, dem Amsterdamer Vertrag der EU und internationaler Verträge.

Dies ist das eine. Das andere ist: Die kämpferische, um Selbstbestimmung bemühte Frauenbewegung, als deren Speerspitze sich Lesben fühlen – und dies nicht ohne ein gewisse Berechtigung – hat eine lange Tradition, auch in Tirol. Sie, verfolgt vom Hitlerregime, haben gemeinsam mit frauenbewussten Kämpferinnen gewirkt und Freiheit und Leben riskiert.

Nach dem Krieg haben sich Frauen unterschiedlicher Weltanschauung, auch Lesben (die immer noch ausgegrenzt und diskriminiert waren) zusammengefunden. Im Bund Demokratischer Frauen z.B. haben sie alles versucht, das drückende Elend zu lindern. Hungerdemostation wurden durchgeführt, eine Nähstube, in der gezeigt wurde, wie aus abgewetzter Kleidung neue geschneidert werden, eingerichtet; einmal gelang es sogar, einen ganzen Waggon Strümpfe für die Tirolerinnen zu erzwingen. Im Mittelpunkt aber stand immer das Ziel, jegliche Diskriminierung zu bekämpfen, sich für Selbstbestimmung einzusetzen, gegen Aufrüstung einzutreten und die Lebensbedingungen in jeder Hinsicht zu verbessern. Dazu waren theoretische Auseinanderset­zungen

Der Gesetzgebung in den Siebzigerjahren sind lange Kämpfe vorausgegangen. Auch in Tirol haben die Frauen Flugschriften verfasst und verteilt, Unterschriften gesammelt, um das alte Familiengesetz auszuhebeln und die rechtliche Gleichheit von Frau und Mann durchzusetzen, die Bildungschancen für Frauen zu erhöhen, die Koedukation durchzusetzen. Auch der Kampf um die Fristenlösung, die ganztägige Betreuung der Kinder, eine bessere medizinische Versorgung der Frauen und zum Kampf um die Fristenlösung arbeiteten verschiedene fortschrittliche Frauenorganisa­tionen in Innsbruck zusammen. Gemeinsame Anliegen waren die Einrichtung des Frauenzentrums und des ersten Tiroler Frauenhauses, die beide von Politikern zunächst als für Tirol überflüssig eingeschätzt worden waren.

Die Beispiele ließen sich fortsetzen und zeigen, dass die die Frauen allen Entmutigungen und Widerständen zum Trotz sich in vielen Bereichen durchgesetzt haben. Und das Frauenministerium, aber auch die Stadt Innsbruck haben die Arbeit der Frauen sehr wohl gewürdigt.

Zu erkunden, was und wie die Frauenbewegung und mit ihr und in ihr die Lesben in Tirol geleistet haben, sei der Landesrätin dringendst angeraten: „vielstimmig, mancherorts. Die neue Frauenbewegung in Tirol seit 1970“ herausgegeben von ARCH-FEM, Studienverlag

Und zum Schluss nochmals: Ohne theoretische Auseinandersetzung, wie sie gerade auch im Frauen und Lesbenzenterum, im AEP, im ARCHFEM geschieht, war und ist eine effiziente Politik nicht möglich.

Aktuelles:


KPÖ Oberösterreich: Jetzt Unterstützungserklärung unterschreiben!
(14.7.2021)

...mehr


Die Europäische Linke fordert einmal mehr das Ende der Blockade gegen Kuba
(13.7.2021)

...mehr


Die neue Juli Volksstimme 2021 ist da!
(13.7.2021)

...mehr


KPÖ Graz: Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Graz
(10.7.2021)

...mehr


38. Parteitag der KPÖ: In der ältesten Partei Österreichs übernehmen Junge das Ruder
(21.6.2021)

...mehr

Volksstimme - Politik & Kultur - Zwischenrufe links