KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Steuergelder für die „Krone“

Von KPÖ-Kommunal (1.7.2008)

„Onkel Hans“ Dichand – nunmehr von den „beiden Herren“ (Originalton Ex-Kanzler Franz Vranitzky) Werner Faymann und Alfred Gusenbauer hochoffiziell zur bestimmenden Instanz der Republik geadelt – brüstet sich zwar gerne, dass seine „Kronenzeitung“ völlig unabhängig sei. Wenn es ums Handaufhalten geht, ist man da freilich nicht so kleinlich, da nimmt man gerne Steuergelder vom notleidenden Staat. Auf Platz 32 der „trend“-Liste der reichsten ÖsterreicherInnen mit einem Vermögen von mageren 750 Millionen Euro gereiht hat der mittlerweile 87jährige Dichand schließlich noch einiges aufzuholen.

Und so wettert die „Krone“ zwar in Permanenz gegen die Presseförderung für die geschmähte Konkurrenz, hat aber keinen Genierer sich 190.000 Euro aus diesem Topf abzuholen. Und auch bei den bekanntlich notleidenden Kommunen wäscht eine Hand die andere. Wohlgeneigte Berichterstattung im Boulevard gegen satte Kohle aus den Gemeindetöpfen, so das Motto.

… in Graz

Da beschloss zum Beispiel laut „Standard“ der Grazer Stadtsenat (bei Gegenstimme der KPÖ) die Fanmeile der „Kronenzeitung“ mit 50.000 Euro zu sponsern (damit niemand gekränkt ist erhielt auch das gleichartige Spektakel der „Kleinen Zeitung“ eine Subvention in derselben Höhe). Ist schließlich ein großes kulturelles Anliegen, so eine Fanmeile. Dieser Geldregen für solches „Public Viewing“ ist angesichts eines Schuldenberges von einer Milliarde Euro den die steirische Landeshauptstadt aufgetürmt hat zwar verwunderlich, aber was soll´s: „Das ist unser Beitrag dazu, dass die Grazerinnen und Grazer auch ein EM-Feeling bekommen. Die EURO ist eine Sache, die viele Leute bewegt“, so Bürgermeister­sprecher Thomas Rajakovics.

Das ist freilich noch nicht alles. Wie eine Gratiszeitung der Styria berichtete, muss die für die „Krone“-Fanmeile benutzte Wiese im Stadtpark nach der EURO kostenintensiv saniert werden, was die Stadt selbstredend in Abrede stellt, weil das „schon geplant“ gewesen sei. In solchen „Nebenleistungen“ hat man schließlich schon Erfahrung: So heißt es in einem Prüfbericht des Kontrollausschusses vom Jänner 2006 über die Prüfung von Abschreibungen des ehemaligen Wirtschafshofes: „Fall 11: Es war Praxis die Reinigungstätigkeit im Rahmen des Krone Stadtfestes als Subvention der Stadt zu verbuchen. Bei den Wirtschaftsbe­trieben liegt diesbezüglich kein Akt vor. Auch diese Forderung ist mittlerweile verjährt und es ist daher keine Eintreibung mehr möglich.“ Kleine Geschenke erhalten eben die Freundschaft…

… in Linz

Graz ist freilich kein Einzelfall, wie ein Schwenk nach Linz beweist. In der oö Landeshauptstadt gibt es jährlich ein „Krone“-Stadtfest mit allem Drum und Dran. Als Sponsoren treten dabei nicht nur die Arbeiterkammer und die stadteigene Linz AG auf, sondern die Stadt sponsert das von einer KOOP Werbe-, PR- und Veranstaltungsges­mbH & Co KG mit Sitz in Graz gemanagte Spektakel auch direkt.

Waren es 2004 „nur“ 52.000 Euro und 2005 schon 60.000 Euro, so kann sich die „Krone“ seit 2006 jährlich über einen Geldregen von 73.000 Euro erfreuen. Zur Ehrenrettung muss angemerkt werden, dass sich als einzige Fraktion die Linzer Grünen dabei der Stimme enthalten haben, während sich der grüne Landeschef Rudolf Anschober mit „Krone“-Schal drapiert in den Klatschspalten des Kleinformats bewundern lässt.

…und in Wien

In der Bundeshauptstadt wiederum beglückten die stadteigenen Wiener Linien das Publikum während der EM mit beflaggten Straßenbahnen und Bussen. Der „Fahnenschmuck“ stammte freilich von der „Krone“, womit sich die Wiener Linien in die Mitverantwortung an der strafbaren Verunstaltung des österreichischen Staatswappens durch die „Krone“ begaben – ist deren Österreich-Fahne doch durch einen verballhornten Bundesadler und einem „Krone“-Logo geschmückt. Die KPÖ hat gegen diese Verunglimpfung Anzeige erstattet. Man darf gespannt sein, was die Justiz ermittelt…

Argumentiert wird die Schmierenkomödie der Wiener Linien laut Marketing-Chef Schillinger mit Gegengeschäften, bei welchen die Wiener Linie kostenlose Inserate in der „Krone“ schalten konnten um das in letzter Zeit durch Sicherheitsmängel und Unfälle angekratzte Image der Verkehrsbetriebe zu verbessern.

Die Rutsche für solche Kooperationen gelegt hat niemand anderer als die „Neuinterpretation des Teflon-Kanzlers“ (Originalton ÖVP-Minister Johannes Hahn), der nicht gewählte SPÖ-Chef Werner Faymann. Laut „Datum“ steigerte der 1994 als Wohnbaustadtrat angetretene Faymann das Werbebudget seines Ressorts von einer Million auf sieben bis acht Millionen Euro pro Jahr und erhielt eine eigene Kolumne „Der direkte Draht zum Stadtrat“ im Kleinformat.

Was ein guter Draht zum Boulevard wert ist, exerzierte Faymann – mittlerweile zum Infrastruktur­minister aufgestiegen – bei der Ablöse des Managements von ASFINAG und ÖBB vor: Da wurden drei ASFINAG-Manager mit zwei Millionen Euro und der ÖBB-Boss mit 820.000 Euro abgefertigt. Jeder andere Minister wäre von der „Krone“ dafür in der Luft zerrissen worden, nicht so der „Minister ohne Eigenschaften“ („Datum“) Werner Faymann. Geht doch dieser seit Jahren regelmäßig mit „Onkel Hans“ in einem Café in Döbling frühstücken und bespricht die Lage. Und in der „Krone“ heißt es jeden zweiten Freitag „Sie fragen – der Minister antwortet“. Und Hausdichter Wolf Martin durfte reimen: „Auch tüchtige MinisterInnen/gibt es in der Regierungscrew­./Manch kluge Frau gehört dazu/und mancher tüchtiger Parteimann./Doch keiner ist wie Faymann.“

„Ich weiß nicht, ob das geht“ meinte der Wiener Bürgermeister Häupl zur Frage, ob man gegen die „Kronenzeitung“ Politik machen kann. Zahlreiche Beispiele wie der Abschuss von Erhard Busek als ÖVP-Chef und Caspar Einem als Innenminister scheinen ihn zu bestätigen. Der Politologe Anton Pelinka sieht es jedoch umgekehrt: „Die Bedrohlichkeit dieser Zeitung findet in den Köpfen der Politiker statt“

Das Resümee: PolitikerInnen, welche die von Dichand und Stammtisch bestimmte „Krone“-Linie verinnerlichen und dessen Definition von „wir sind das Volk“ übernehmen – Stichworte Fremdenfeindlichke­it, Sozialschmarotzer, Künstlerhatz, Sicherheitswahn usw. – und nebenbei dafür sorgen, dass das nötige Kleingeld aus Steuermitteln an die „Krone“ fließt, können sicher sein, dass sie einen Platz in den Herzen des Herausgebers und in den Spalten des Kleinformats finden. Ein Schelm ist, wer dabei Böses denkt.

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