KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Rolf Schwendter ist am Sonntag gestorben

Rolf Schwendter beim Linken Wort am VolksstimmeFest 2010

(24.7.2013)

Ein Nachruf von Gerald Jatzek, Wiener Zeitung, 22.7.2013

Ein großer Unorthodoxer hat uns verlassen

Er war akademischer Anarchist mit barockem Wissensdrang.

"Rolf Schwendter, Sozialwissenschaf­tler, Autor, Organisator, Genießer und prinzipiell Unorthodoxer, ist am Sonntagabend im Alter von 73 Jahren gestorben. Das gab das von Schwendter mitgegründete Erste Wiener Lesetheater auf Facebook bekannt.

Schwendter war so etwas wie ein wandelnder Widerspruch, der sich selbst immer wieder kreativ auflöste. Er war dreifacher Doktor und provozierend krähender Trommler, er schrieb Katertotenlieder und wissenschaftliche Abhandlungen, er brachte ständig jede Menge Leute zu Aktionen zusammen und verweigerte moderne Technologien weitgehend.

Schwendter wurde 1939 in Wien als Rudolf Scheßwendter geboren und wuchs zweisprachig (ungarisch, deutsch) auf. An der Universität Wien erwarb er bis 1968 drei Doktorate und organisierte die so genannte informelle Gruppe zu Wissenschaft und Kunst, die sich im konservativ-katholischen Österreich – bisweilen durchaus im Wortsinn – Freiräume schaffte und mit internationalen Strömungen auseinandersetzte.

Als Sänger und Liedermacher setzte er auf eine Antiästhetik, die sich den vertrauten Hörgewohnheiten entziehen sollte, um die notwendige Aufmerksamkeit zu erzielen. Der deutsche Musiker Carl-Ludwig Reichert nannte ihn einmal den "Urvater der SpokenWordundSo­loAcapellaDrum­withoutbassBe­wegung ". Mit den Wiener Mitstreitern Joe Berger und Otto Kobalek wirbelte er in der Folge das Waldeck-Festival durcheinander, auf dem musikalische Traditionsbewahrer und dogmatische Linke, also zwei orthodoxe Gruppen, aufeinandertrafen.

Seine Rolle als Professor für Devianzforschung an der Universität Kassel erklärte Rolf Schwendter gerne mit einem prägnanten Satz: „Ich lehre meine Studenten abweichendes Verhalten.“ Die Berufung an die Hochschule erfolgte 1975. Vier Jahre davor war der Band „Theorie der Subkultur“ erschienen, in dem er Randgruppen und ihre Organisationsfor­men, Werte und Rituale darstellt und auf ihr Verhältnis zur Mehrheitsgese­llschaft untersucht. Anhand der Positionen zu Herrschaftsstruk­turen und deren möglicher Überwindung unterscheidet Schwendter progressive von regressiven Subkulturen, als deren negative Utopie er das Führerprinzip herausarbeitet. Er entwickelte damit im Alleingang eine Methodologie, die in den Grundzügen den Arbeiten des berühmten Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) in Birmingham entsprach. "

Ganzer Artikel: Wiener Zeitung, online.

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