POSITIONEN & THEMEN
Von Nadine Lemke (4.11.2009)
Wien (OTS, besetzte Akademie der bildenden Künste Wien) – Wir sind keine Kund_innen im Hochglanz-Bildungs-Supermarkt. Wir sind Teil der Produktion. Studierende sind Arbeitende. Zum einen, weil sie im Universitätsbereich arbeiten, zum anderen, weil viele von ihnen auch in Lohnarbeitsverhältnissen stehen. Wir sind Student_innen und Lohnarbeiter_innen gleichzeitig. Und diejenigen, die im Moment keiner bezahlten Arbeit nachgehen, werden das früher oder später voraussichtlich tun. Jede Person, ob in Lohnarbeitsverhältnis oder nicht, ob in Ausbildung oder nicht, erarbeitet permanent Wissen, erneuert es, wendet es an und gibt es weiter. Die Trennung von Studierenden und Arbeitenden oder Arbeitenden und Nicht-Arbeitenden macht keinen Sinn.
Gemeinhin wird Arbeit aber nur dann als Arbeit akzeptiert wenn sie auch bezahlt wird. Hausarbeit, künstlerische und kulturelle Tätigkeiten sowie die Tätigkeiten der Student_innen sind jedoch unbezahlt, tendenziell unversichert und haben keinen Anspruch auf Pension.
Gleichzeitig gibt es Milliarden für Spitzengehälter für Management, für Waffen und für Banken Die 34 Millionen Euro, die laut Minister Hahn direkt in den besetzten „Hörsälen ankommen sollen“, nehmen wir dankend an um sie in die Protestbewegung zu „investieren“. Die Hörsäle bleiben weiter besetzt.
So werden kollektive Räume und Zeiten geschaffen, die es erst ermöglichen, gemeinsam die Konzepte von Arbeit und emanzipatorisches Wissen zu reflektieren, diskutieren und neu zu definieren.
Um den Anspruch freier Bildung für alle Wirklichkeit werden zu lassen, müssen alle Menschen die Freiheit haben, zu entscheiden, was, wann und wie sie etwas tun wollen: Wann sie eine Ausbildung machen wollen, wann sie wie tätig sein wollen, und wann nicht.
Dies kann durch ein in jeder Hinsicht bedingungsloses Grundeinkommen von EUR 1500,– und durch eine substanzielle Erhöhung des Mindestlohns verwirklicht werden. Bedingungsloses Grundeinkommen heißt: „in Freiheit tätig sein“ und könnte eine freie Bildung und ein gutes Leben mit weniger Herz-Kreislauf Erkrankungen für ALLE ermöglichen.
Was würden SIE „arbeiten“, wenn für ihr Einkommen gesorgt wäre?
Pressestelle, Besetzte Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3, 1010 Wien, Email