POSITIONEN & THEMEN
Von Michael Gruberbauer (20.3.2015)
Schon seit einigen Wochen schauen WissenschaftlerInnen mit Sorgen auf die mageren Zahlen der Meereisausdehnung im nördlichen Polarmeer. Wie das amerikanische „National Snow and Ice Data Center“ gestern berichtet [1], ist nun endgültig klar: Seitdem mit Satelliten gemessen wird, über welche Fläche sich das Meereis erstreckt, waren die Maximalwerte im Winter niemals schlechter! Das diesjährige Maximum wurde mit dem 25. Februar nicht nur früher als sonst erreicht, sondern misst gerade einmal 14,54 Millionen Quadratkilometer. Das sind rund 1,1 Millionen Quadratkilometer weniger als der klimatologische Mittelwert für 1981 bis 2010. Es handelt sich dabei aber nicht um einen statistischen Ausreißer. Auch in den letzten Jahren haben die Messungen immer wieder an den Negativrekorden gekratzt, und in den letzten 12 Jahren konnte der Mittelwert kein einziges Mal überschritten werden.
Die Zahlen sind deswegen bestürzend, weil die Zunahme des Eises im Winter die einzige Möglichkeit der Arktis ist, um sich gegen das Abschmelzen im Sommer zu wappnen. Schon seit längerem ist klar, dass das Nordpolarmeer im Sommer wegen der menschengemachten Erderwärmung in wenigen Jahrzehnten praktisch eisfrei sein wird. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen hält für möglich, dass dies schon zur Mitte des 21. Jahrhunderts der Fall sein wird [2]. Die neuerlichen Negativrekorde legen aber nahe, dass diese Situation auch früher eintreten könnte.
Sowohl klimatologisch als auch friedenspolitisch wäre ein eisfreies Polarmeer mit immensen Risiken verbunden. Der fehlende Eispanzer, der heute noch einen signifikanten Teil der einfallenden Sonnenstrahlung wieder in den Weltraum zurück reflektiert, macht dann Platz für die dunkle Meeresoberfläche, welche die Wärme noch effizienter aufnehmen und speichern kann. Dies führt dann zu einem Rückkopplungseffekt – einer zusätzlichen Verstärkung der Erderwärmung. Gleichzeitig werden die Gewässer für die Erdölextraktion und destabilisierende, geopolitische Machtspiele freigegeben.
Nur ein drastischer Rückgang der weltweiten CO2-Emissionen kann eine Erwärmung von mehreren Grad Celsius, und damit das endgültige Verschwinden des polaren Meereises, noch verhindern. Für dieses Ziel kämpft auch die KPÖ und tritt daher für eine ökologische Wende und eine nachhaltige Gesellschaft ein.
Quellen: