POSITIONEN & THEMEN
(5.3.2014)
Seit Juli 2013 verhandeln die USA und die EU – hinter verschlossenen Türen - über das Transatlantische Handels- und Investitionsabkommen (TTIP). Durchgesickerte Papiere zeigen, dass die Unterhändler beider Seiten die größten Wünsche der Konzerne erfüllen wollen: Hormonbehandeltes Fleisch, Fracking, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Abbau von Datenschutz, eine privatisierte Wasserversorgung und der weitere Abbau von Arbeits- und Sozialbestimmungen sollen in Europa einziehen.
Mit TTIP wollen Investoren, sprich transnationale Konzerne, noch mehr Macht,
Einfluss und Profit realisieren. So würde das TTIP-Abkommen es Konzernen
ermöglichen, realen bzw. fiktiven Gewinnentgang zu klagen. Erhöhte Steuern,
verschärfte Umweltgesetze oder strengere Sozialgesetze könnten Großkonzerne
zum Anlass nehmen, Klagen auf Gewinnentgang einzureichen. Und oft reicht ja
sogar schon die Androhung einer Klage, um Regierungen einknicken zu lassen.
Kanada beispielsweise hat, so KritikerInnen, seine geplanten, äußerst strengen
Gesetze zum Nichtraucherschutz enorm verwässert, nachdem die großen
Tabakkonzerne angekündigt hatten, Kompensationen einzuklagen. Eine Klage wird
übrigens nicht bei einem normalen Gericht eingereicht, sondern vor einem
Schiedsgericht, das sich aus den beiden Klagsparteien und einem von ihnen
gemeinsam ernannten Richter zusammensetzt. Das Verfahren findet unter Ausschluss
der Öffentlichkeit statt – die Öffentlichkeit hat weder Parteienstellung
noch eine Berufungsmöglichkeit.
Was mit TTIP Realität werden soll, existiert teilweise schon aufgrund
bilateraler Verträge zum „Schutz von Investitionen“. So hat z.B. Vattenfall
(ein schwedischer Energiekonzern) bereits die deutsche Bundesregierung geklagt,
weil Deutschland nach Fukushima den schrittweisen Ausstieg aus der Atomindustrie
beschlossen hat. Konkret fordert Vattenfall von der deutsche Regierung nun
3,7 Mrd. für angeblich entstandene Verluste. Die ägyptische Regierung
wurde vom französischen Wasserkonzern VEOLIA geklagt, weil sie den Mindestlohn
angehoben hat. Und bereits im Oktober 2012 musste Ecuador dem amerikanischen
Ölkonzern Oxy 1,8 Milliarden Dollar zahlen, weil es Bohrrechte nicht
verlängert hat.
Alle bis dato vorliegenden Informationen weisen also darauf hin, dass TTIP ein
weiterer Schritt Richtung Aufgabe demokratischer Mitsprachemöglichkeiten der
Menschen, ihrer gewählten VertreterInnen und von Nationalstaaten wäre. TTIP
wäre zugleich auf Dauer bindend und praktisch irreversibel, weil jede einzelne
Bestimmung nur mit Zustimmung sämtlicher Unterzeichnerstaaten geändert
werden kann. Die Vertragsinhalte könnten somit durch demokratische Wahlen oder
zivilgesellschaftlichen Protest in einzelnen Mitgliedstaaten nicht mehr
angefochten werden.
TTIP zielt in vielen Bereichen darauf ab, Standards, die über Jahre hinweg erkämpft wurden, zugunsten der Gewinne von transnationalen Unternehmen zu opfern. Daher sagen wir NEIN zu TTIP! Und wir halten fest: Wir werden alles uns Mögliche tun, um mit kritischen Kräften rund um den Globus TTIP niemals Realität werden zu lassen.
Resolution der Parteikonferenz der KPÖ vom 1. März 2014
(Mit einer Enthaltung einhellig angenommen)