POSITIONEN & THEMEN
(31.3.2016)
Eine fixe gesetzliche „Obergrenze“ für Asylanträge halten die von der Regierung beauftragten Experten – der Europarechtler Walter Obwexer und der Verfassungsjurist Bernd-Christian Funk – zwar für völkerrechts- und verfassungswidrig, zugleich zeigen die Juristen der Regierung jedoch den Weg, welcher zu beschreiten ist.
Österreich soll sich auf eine im EU-Vertrag vorgesehene Notstandsklausel
(Artikel 72) berufen und argumentieren, dass die praktischen Maßnahmen, die die
Regierung in den letzten Wochen getroffen hat, notwendig sind für „die
Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und den Schutz der inneren
Sicherheit“.
Mikl-Leitner, Doskozil und die Regierungsspitze zeigen sich mit dem Ergebnis der
Expertise zufrieden, denn ob eine Gefährdung „der öffentlichen Ordnung und
der inneren Sicherheit“ vorliegt, kann – für die Regierung sehr
praktisch – die Regierung beurteilen.
Didi Zach, Landessprecher der KPÖ-Wien und Mitglied des Bundesvorstands der
KPÖ: „Letztes Jahr haben rund 90.000 Asylsuchende, was etwas mehr als ein
Prozent der Bevölkerung Österreichs entspricht, einen Asylantrag gestellt. In
rund einem Drittel der Gemeinden ist kein einziger Flüchtling untergebracht,
doch zugleich spricht die Regierung von einer ‚Gefährdung der
öffentlichen Ordnung und Sicherheit‘, womit zugleich Verfassung und
Völkerrecht ausgehebelt werden. Wohin wird Österreich diese Politik führen?
Was wird die Regierung mit Verweis auf einen Notstand als nächstes tun? Wird
die Regierung schon bald eine Halbierung der Pensionen damit begründen, dass
andernfalls die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefärdet ist? Kann nicht
auch ein politisch festgelegter mehrjähriger Lohnerhöhungsstopp mit Verweis
auf Gefährdungslagen und einen angeblichen Notstand durchgeboxt werden? Stehen
nicht auch alle Umweltschutzgesetze am Prüfstand, weil die öffentliche Ordnung
und Sicherheit gefährdet sind, da solche Gesetze den Wirtschaftsstandort
hemmen? Und wie wird es in Zukunft um die Pressefreiheit und die Demokratie
bestellt sein?“
Die jüngsten Entwicklungen zeigen einmal mehr, so Zach, „dass Grundrechte und
demokratische Mindeststandards in Österreichs wie auch in anderen EU-Ländern
gegen jene verteidigt werden müssen, die sich zwar in Sonntagsreden als
Demokraten gerieren, deren politische Prinzipienfestigkeit aber gleich Null
ist, auch wenn es um fundamentale Werte geht.“
Der Standard: Asylschnellverfahren ab Mai direkt an der Grenze