KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Es gibt eine humanitäre Krise.

Von Oliver Eberhardt (28.6.2011)

Die Menschen in Gaza erleiden in vielerlei Hinsicht Mangel

Seit Jahren streitet Israel darüber, ob es im Gaza-Streifen eine humanitäre Krise gebe. Dabei zeigen die Zahlen der Experten deutlich: Es gibt sie.

Das Schifa-Hospital in Gaza-Stadt war einmal ein Modell dafür, wie ein Krankenhaus zu funktionieren hat: Im Ausland ausgebildete, oft hoch spezialisierte Ärzte behandelten ihre Patienten mit moderner Technik. Die Ärzte sind geblieben. Doch behandeln können sie ihre Patienten kaum noch. Seit Israel den Gaza-Streifen im Sommer 2006 abgeriegelt hat, wird darüber gestritten, ob es in dem dicht besiedelten, nur 360 km² großen Landstrich eine humanitäre Krise gebe – hier, im Schifa-Hospital, ist sie unübersehbar. »Die Leute hungern nicht direkt; sie haben zu essen. Aber sie essen das Falsche. Und was dann mit ihnen passiert, wird erst offensichtlich, wenn sie einen Arzt brauchen – und wenn der den Leuten dann nur einen Schluck Wasser und ein paar Tipps geben kann«, sagt Krankenhaus-Sprecher Dr. Abdullah Schweiki. Denn auch dort fehlt es an allem, an Ersatzteilen für Röntgengeräte sowie an Desinfektionsmit­teln für Operationssäle, Verbandsmaterial oder Medikamenten.

Im Krankenhaus treffen sich irgendwann jene, bei denen sich die gesundheitlichen Folgen der Krise zeigen: Unzureichende Ernährung, Kälte- und Hitzeschäden, psychische Probleme. 27 Prozent der rund 1,7 Millionen Gaza-Bewohner seien mangelernährt, hat die Weltgesundheit­sorganisation ausgerechnet, was bedeutet, dass sie ihrem Körper nicht die Stoffe zuführen, die er braucht, während der Bauch einigermaßen voll ist. Sechs Prozent seien unterernährt, würden also zu wenig Kalorien zu sich nehmen. Weitere zehn Prozent befänden sich in akuter Gefahr, innerhalb der nächsten zwölf Monate an den Folgen von Mangel- oder Unterernährung zu erkranken. Insgesamt sind laut WHO 43 Prozent der Bevölkerung ohne Zugang zu ausreichender Ernährung.

Die Ursachen sind komplex: Durch die Blockade dürfen Nahrungsmittel, aber auch medizinische Güter, nur begrenzt eingeführt werden, wobei diese Grenzen von Berechnungen der israelischen Regierung über das Existenzminium im Gaza-Streifen diktiert werden.

Andere Dinge sind ganz verboten, wie Rohre, Zement, aber auch Putzmittel, weil sie zum Bau von Waffen benutzt werden könnten. Während der israelischen Angriffe Anfang 2009 wurden Infrastruktur, aber auch viele Wohnhäuser schwer beschädigt. Weil die Einfuhr von Baumaterialien und Ersatzteilen nahezu unmöglich ist, wurden diese Schäden nur notdürftig repariert. Die Folge sei, so eine Studie der New York University, dass die Menschen in schlecht isolierten Häusern der Witterung ausgesetzt sind, wodurch das Immunsystem zusätzlich geschwächt werde.

Hinzu kommt, dass die Blockade Exporte aus dem Gaza-Streifen heraus vollständig verhindert und damit der Wirtschaft die Möglichkeit nimmt, Geld einzunehmen, das wiederum für den Kauf von Waren benötigt wird. Viele konnten sich so die Einfuhr selbst erlaubter Waren nicht mehr leisten – der Gaza-Streifen wurde abhängig von Hilfslieferungen der Vereinten Nationen, die aber den Bedarf nur teilweise decken können. Daran ändert vorerst auch nichts, dass die neue ägyptische Regierung vor einigen Wochen den Grenzübergang Rafah dauerhaft öffnete. Die Grenze zwischen Ägypten und Gaza macht nur etwa ein Fünftel der Binnengrenze aus. Zu Wasser und in der Luft herrscht allein israelisches Militär, das auch den Flughafen von Gaza-Stadt zerstört hat.

Quelle: Neues Deutschland-online , 28.06.2011 / Ausland

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