POSITIONEN & THEMEN
Von: Didi Zach (18.3.2016)
Strache und das Boulevardblatt Österreich hetzen trotzdem unbeirrt weiter
Gestern wurde die Kriminalstatistik für 2015 präsentiert. Das Ergebnis:
2015 wurden in ganz Österreich 517.870 Anzeigen erstattet, 2014 waren es
noch 527.692 gewesen. Auf ORF-Online war zu lesen: „Das vergangene Jahr brachte
damit die niedrigste Anzeigenzahl in den vergangenen zehn Jahren. Leicht
gestiegen ist laut Bundeskriminalamt die Aufklärungsquote, und zwar von
43,1 Prozent im Jahr 2014 auf 44 Prozent 2015.“
Befürchtungen, wonach mit der weltweiten Migrationsbewegung eine steigende
Kriminalität hierzulande einhergeht, wies „das Bundeskriminalamt zurück.
(…) Verglichen mit den Vorjahren sei diese Entwicklung konstant (…) Zu den
meist begangenen Delikten zählen Diebstahl, Körperverletzung und unerlaubter
Umgang mit Suchtmitteln.“
Unbeirrt von den Zahlen geht die Hetze gegen asylsuchende Menschen jedoch
weiter. FPÖ-Chef Strache sprach davon, dass Masseneinwanderung „Wien einen
(sprunghaften) Anstieg der Gewaltdelikte (beschert)“ – nun sind zwar die
Anzeigen (nicht die Verurteilungen!!!) in der Kategorie Gewalt-Kriminalität in
Wien im Vergleich zu 2014 tatsächlich angestiegen, doch in Zahlen beträgt der
Zuwachs gerade mal sechs Prozent. Und im Bericht des Kriminalamts heißt es dazu
auf Seite 54 wörtlich: „Diese Zunahme ist hauptsächlich auf einen Anstieg
der Anzeigen wegen leichter Körperverletzung zurückzuführen.“
Zugleich ist Tatsache, dass auch für Wien mit insgesamt 195.098 Anzeigen der
niedrigste Wert seit 2006 ausgewiesen wird.
Schon am Cover (siehe das zweite Foto) verkündet Österreich reißerisch „Asyl-Delikte nahmen um 40 Prozent zu“ – wesentlich kleiner, aber immerhin, der Hinweis, dass die Zahl der Asylwerber aber um 200 Prozent gestiegen ist. Auf Seite 6 verweist „Österreich“ nochmals auf „40 Prozent mehr Asyl-Delikte“ – dass es sich „nur“ um 14.500 Menschen handelt, wobei insgesamt 2015 rund 250.618 Tatverdächtige ausgeforscht wurden, ist der Zeitung nicht so wichtig. Ignoriert werden kann auch die Erläuterung im Bericht des Bundeskriminalamts auf Seite 31: „Waren 2014 von 1.000 Asylwerberinnen und -werbern 371 Personen straffällig, so waren 2015 weniger als die Hälfte davon, nämlich nur noch 161 Personen, tatverdächtig.“ Und ignoriert werden kann natürlich auch, dass fast 80.000 TouristInnen (Fremde minus AsylwerberInnen) in der amtlichen Statistik als Tatverdächtige geführt werden – ob die Grenzzäune und die Obergrenzen daher auch für TouristInnen gelten sollen, beantworten aber weder das Boulevardblatt noch Strache. Hier gilt es zudem daran zu erinnern, dass Österreich noch vor wenigen Tagen titelte „Schock-Studie: Jeder 2. Asylwerber wird wegen Straftat angezeigt“ – dass das Blatt je seine Cover-Story öffentlich widerruft, darf bezweifelt werden.
Bleibt als Frage, ob die zuständigen Österreich-JournalistInnen und/ oder Herausgeber Wolfgang Fellner und Werner Schima ihr Gehalt schon aus der FPÖ-Zentrale übermittelt bekommen oder ob zur Steigerung der Reichweite einfach jedes Mittel Recht ist.
Und noch was (weil ich schon dabei bin): Ob die Drogen- und Sexparty Story im Islam-Kindergarten ebenfalls mit solch großem journalistischem Ethos recherchiert wurde wie der Beitrag zur Kriminalitäts-Statistik 2015 muss vorläufig unbeantwortet bleiben, denn es gilt die Unschuldsvermutung.
Zum Thema siehe auch: Rassistische Wiederholungstäter an der Arbeit