KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Busted! - Werner Gruber und der Klimawandel

Von Michael Gruberbauer (27.7.2015)

Werner Gruber hat an der Universität Wien Physik studiert. Er ist außerdem der Direktor im Planetarium Wien. Und Werner Gruber ist auch bekannter „Science Buster“, und arbeitet intensiv daran, der Öffentlichkeit die Wissenschaften schmackhafter zu machen. Seine Leistungen und sein Verdienst sind sehr wichtig für dieses Land, in dem das Interesse an und das Allgemeinwissen über Wissenschaft im EU-Vergleich ziemlich schlecht aussieht, und wo Esoteriker mit dem „Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst“ ausgezeichnet werden können.

Erschreckend ist aber, wenn so jemand, der für die Wahrnehmung der Wissenschaft eine derart prominente Position inne hat, den Klimawandel verharmlost und wissenschaftlich gesehen Falschinformation verbreitet. Im „Kurier“ vom 26. Juli 2015 „beruhigt“ Gruber die unsicheren Österreicher*innen und meint: Das Klima hat sich ja schon immer geändert, und der Mensch ist auch jetzt nicht Schuld daran. Zitat:

„Seit 1900 wird es kontinuierlich wärmer – und wir wissen nicht, warum. Denn der von Menschen produzierte CO2-Ausstoß verursacht nicht den überwiegenden Anteil des Klimawandels. Unser CO2-Ausstoß liegt in der Größenordnung von zwei Prozent.“

Woher auch immer Gruber diese Schlussfolgerung zieht, mit Wissenschaft haben sie nichts zu tun. Die überwältigende Mehrheit der Klimaforscher*innen (jenseits der 95 Prozent) sind vom Gegenteil überzeugt und können diesen Standpunkt auch mit Fakten belegen. Im vor kurzem veröffentlichen, neuesten Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen wird die anthropogene*) Ursache des Klimawandels (also der CO2-Ausstoß) als „extrem wahrscheinlich“ angegeben. In Zahlen ausgedrückt, nennt der IPCC-Bericht eine (statistische) Wahrscheinlichkeit von 95 bis 100 Prozent. Gleichzeitig können andere Ursachen, die immer wieder von Skeptiker*innen eingeworfen werden, den beobachteten Anstieg der mittleren Temperatur nicht erklären. Die Existenz des Klimawandels ist heute unumstritten, und die Ursachen des Klimawandels sind wissenschaftlich extrem gut verstanden. Ein kurzer Blick in die Berichte des IPCC aus den letzten Jahrzehnten zeigt, dass es dank der Unmengen an Daten, Modellen und theoretischen Entwicklungen, also dank der Arbeit von tausenden Klimatolog*innen über viele Jahre, aus wissenschaftlicher Perspektive eine deutliche Entwicklung des Wissensstands gegeben hat und es hier nichts mehr zu zweifeln gibt.

Werner Gruber hat als prominenter Sprecher für Wissenschaft den Österreicher*innen gegenüber eine große Verantwortung, der er sich nicht entziehen sollte. Er kann persönlich anderer Meinung sein als die echten Expert*innen im Gebiet der Klimaforschung, sollte aber als studierter Physiker einige Dinge gelernt haben. Da wäre als erster Punkt die Interaktion von Strahlung mit CO2, das auch mit einer geringen Konzentration sehr große Auswirkungen auf die Energiebilanz des Klimasystems hat. Da wäre zweitens die wissenschaftliche Bescheidenheit, als Außenstehender den überwältigenden Konsens in den Forschungsergeb­nissen der Klimatolog*innen als Richtwert für die wahrscheinlichste Interpretation der Wirklichkeit zu akzeptieren. Zumindest wäre da aber drittens, sich mit absoluten öffentlichen Äußerungen zurück zu halten, wenn ihm die persönliche Expertise in diesem Gebiet fehlt – besonders dann, wenn es um gesellschaftlich extrem wichtige Themen wie den Klimawandel geht.

Vielleicht wurde Werner Gruber vom Kurier nur falsch zitiert. Eine Berichtigung wäre in jedem Fall aber mehr als angebracht.

Dr. Michael Gruberbauer ist Klimasprecher der KPÖ

*) durch den Menschen gemacht, verursacht

Zum zitierten Artikel im Kurier: Keine Panik. Die Hitze ist normal


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