KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Der Weltgeist



Nachrede von Werner Pirker - Volksstimme, Nr. 42/2001.

Das Angebot der Taliban, Osma Bin Laden an ein neutrales Land auszuliefern, sollten Beweise für seine Schuld an den Terroranschlägen vorgelegt werden, ist vom US-Präsidenten mit einem schlichten No beantwortet worden. Die von Bush in seiner Kriegsrede genannten Forderungen – darunter die bedingungslose Auslieferung nicht nur des angeblichen Chefterroristen, sondern sämtlicher Al-Quaida-Aktivisten – seien nicht verhandelbar, beharrt Washington weiterhin auf einen Standpunkt, der zum Krieg keine Alternative zulässt. Denn wie sollen Koranschüler eine konspirative und, wie es immer wieder heißt, weltweit vernetzte Organisation ausheben und den Amerikanern auf dem Präsentierteller servieren? Wo doch gleichzeitig behauptet wird, dass die Zerstörung des internationalen Terrornetzes eine Aufgabe von Jahren, wenn nicht von Jahrzehnten sei.
Somit dürfte der Krieg gegen Afghanistan andere Ziele verfolgen als die Bekämpfung des Terrorismus. Das Wesen terroristischer Gewalt besteht ja genau darin, gegen kriegerische Gewalt weitgehend immun zu sein, weil sie sich der Logik konventioneller Kriege und der militärischen Berechenbarkeit entzieht. Die aus der ersten Kriegslüge abgeleitete zweite Lüge ist die Behauptung, dass der Bombenkrieg gegen Afghanistan kein Krieg gegen die Zivilbevölkerung sei. Da es Bomben mit einem besonderen Geruchssinn für den militärischen Feind nicht gibt, ist jeder Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung gerichtet. Es war der US-Kriegsführung vorbehalten, erstmals ein Vernichtungsprogramm karitativ zu bemänteln und die Bevölkerung mit Reiseproviant auf dem Weg ins Jenseits zu versorgen.
Doch auch ?Brot für Afghanistan? kann nicht der eigentliche Zweck des angloamerikanischen Bombenterrors sein. Was aber dann? In erster Linie geht es um die Rehabilitierung des Krieges als ehernes Gesetz des Daseins sowie um die Selbstdarstellung der neuen Weltordnung und ihrer Führungsmacht als eine Erscheinungsform des Weltgeistes. Wie einst Napoleon, von Hegel als ?Weltgeist zu Pferd? gepriesen. Die USA haben den Taliban die Macht gegeben, die USA werden sie ihnen auch wieder nehmen.
Doch der Weltgeist landet wie etwa Napoleon immer wieder ziemlich unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Was geschieht, wenn die USA die Taliban von der Macht verdrängen? Ein Sieg der gegen Pakistan gerichteten Nordallianz würde die von den Amerikanern geordneten Verhältnisse in der Region dramatisch verändern. Ein propakistanisches Paschtunen-Regime als Alternative zu den Taliban aber ist nicht in Sicht. Der Paschtune Hekmatyar, von den Taliban als Regierungschef gestürzt und mit der Nordallianz verfeindet, hat den US-Werbern einen Korb gegeben. Das Imperium ohne Grenzen beginnt seine Grenzen zu spüren.

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