Erklärung von Fausto Bertinotti vom 7. Oktober 2001!

Bedrohung für die Menschheit

Die am meisten gefürchtete und falsche Antwort auf den Terrorismus ist über uns hereingebrochen. Die Vereinigten Staaten mit ihren Alliierten greifen Afghanistan an. Heute hat der Krieg begonnen. An den Horror des Terrorismus reiht sich ein weiterer Horror. Zu den von den Terroristen ausgelöschten unschuldigen Menschenleben könnten in diesen Stunden ebenso unschuldige Opfer in einem anderen Teil der Welt dazu kommen. Zweifaches Unrecht ergibt aber nicht Recht.

Seit heute ist das Schicksal der Menschheit ungewisser und düsterer geworden. Alle Menschen in jedem Teil der Welt sind in Gefahr und könnten getroffen werden. Sicher ist, dass der Terrorismus dadurch nicht geschwächt wird. Das internationale Recht und die Organisationen sowie der Willen der Völker sind die politischen Opfer dieser Entscheidung. Europa steht an einem Scheideweg. Wenn es sich der amerikanischen Option anschließt, gibt es seine eigene Existenz auf. Seine Zukunft hängt heute mehr denn je von der Fähigkeit ab, dem Terrorismus und Krieg internationales Recht entgegenzusetzen, und sich für den Frieden zu entscheiden, um eine Politik der Zusammenarbeit zwischen dem Norden und Süden der Welt in Gang zu bringen.

In einem für die Menschheit so dramatischen Augenblick rufen wir das italienische Volk auf, seine Stimme zu erheben, um den Krieg zu stoppen; wir rufen alle Frauen und Männer guten Willens - gleich welcher Kultur oder Religion - auf, ihren Stimmen Gehör zu verschaffen; wir rufen die Werktätigen auf, sich gegen die Ereignisse dieser schrecklichen Stunden auszusprechen; wir appellieren an alle Kirchen, dass Religionen nicht zu einem Motiv für Konflikte werden, sondern der Toleranz und des Dialogs. Wir appellieren an die Anti-Globalisierungsbewegung, dass sie zum Zentrum einer breiten Front im Kampf für Frieden und gegen Krieg und Terrorismus wird. Wir rufen alle Frauen und Männer der Rifondazione Comunista auf, sich in diesen dramatischen Stunden zu mobilisieren und gemeinsam Protagonisten beim Aufbau einer großen Friedensbewegung zu werden.

Fausto Bertinotti