Elf Jahre EU-Mitgliedschaft
Von KPÖ-Oberösterreich (1.3.2006)
Eine etwas andere Bilanz zieht die KPÖ zur elfjährigen Mitgliedschaft
Österreichs bei der EU: Ob Umverteilung, Soziales, Neutralität oder
Umwelt – die Vorzeichen gehören in allen wesentlichen Belangen
geändert!
Die etwas andere Bilanz
Umverteilung von Arbeit zu Kapital
- Seit Mitte der 90er-Jahre geht die Lohnquote (der Anteil der
Arbeitnehmerinnen am Volkseinkommen) stetig zurück.
- Die Gewinne sind in diesem Zeitraum doppelt so rasch gewachsen wie die Lohn-
und Gehaltseinkommen.
- Besonders stark haben die unteren Segmente der Arbeitnehmerinnen verloren:
Das untere Quartileinkommen der Arbeiterinnen (d. h. das ärmste Viertel
verdient weniger) ist von 1997 bis 2003 real um mehr als 20 % gesunken.
- Anstieg der realen durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41,3 Stunden
(1995) auf 44,8 Stunden (2004).
Armut und Arbeitslosigkeit wachsen – Sozial- und Bildungsabbau
- Die Zahl der Sozialhilfebezieherlnnen ist von 69.360 (1996) auf 105.000
(2004) gestiegen. Von 2000 bis 2003 hat sich die Zahl der akut Armen um 58 %
auf 460.000 gesteigert. Die Zahl der armutsgefährdeten Menschen ist auf über
eine Million angestiegen.
- Die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen ist von 674.000
(1994) auf 778.431 (2004) angestiegen.
- Pensionistinnen: Gemäß den Vorgaben des EU-Lissabon-Ziels 2010 hat die
schwarzblaue Regierung ein Programm des Pensionskahlschlags beschlossen, das ein
Minus von 12 % für jene bedeutet, die in den nächsten Jahren in Pension
gehen. Jetzt unter 35-jährige werden bis zu 40 % verlieren.
- Studierende: Abschaffung der Familienbeihilfe und Freifahrten, Einführung
von Studiengebühren und schließlich auch – als Folge eines
EuGH-Urteils – die endgültige Beseitigung des freien Hochschulzugangs.
Umwelt – Transitexplosion und Atomförderung
- Aufgrund seiner Mitgliedschaft bei EURATOM zahlt das „Anti-Atom-Land"
Österreich jährlich rund 40 Millionen Euro in die Kassen der
EU-Atomwirtschaft.
- Der Straßengütertransport am Brenner hat sich zwischen 1994 und
2004 auf knapp 30 Millionen Tonnen fast verdoppelt.
- Mit der Totalliberalisierung des Eisenbahnverkehrs (3. Eisenbahnpaket der
EU) drohen massive Streckenstilllegungen im regionalen Schienenverkehr.
Aushöhlung der Neutralität, Aufrüstung und Kriegsvorbereitung
- Novellierung des Artikel 23f der Bundesverfassung, der die Teilnahme
Österreichs an EU-Kriegen – weltweit und ohne UN-Mandat –
ermöglicht.
- Beteiligung an EU-Interventionstruppe und EU-Schlachtgruppen
- Kriegsmaterialgesetz: Aus-, Ein- und Durchfuhr von Kriegsgerät auch ohne
UN-Mandat
- Größtes Rüstungsprojekt der 2. Republik: Ankauf von 18 Eurofightern
für Militäreinsätze im Rahmen der EU-Armee „bis hinunter nach Afrika"
(Streitkräftekommandant Günter Höfler). Die Gesamtkosten dieses Projekts
verschlingen die Studiengebühren der nächsten 50 (!) Jahre. Um dieses Geld
könnten im selben Zeitraum jährlich 22.000 zusätzliche
Kinderbetreuungsplätze angeboten werden.
KPÖ-Oberösterreich, werkstatt.or.at
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